Interview: “Interreg zeigt, dass wir in vielerlei Hinsicht eine große Familie sind”
Seit 2019 ist Pernille Weiss dänisches Mitglied des Europäischen Parlaments für Det Konservative Folkeparti (die konservative Volkspartei) und ein Mitglied von European People’s Party, EPP. Anlässlich des Europatags am 9. Mai haben wir die dänische Politikerin – und andere Europaabgeordnete – nach ihren Wünschen für die Zukunft der Interreg-Zusammenarbeit und ihren Erwartungen gefragt, wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit dazu beitragen kann, die Folgen der globalen Corona-Pandemie zu bewältigen.
Die neuen Interreg-Programme für 2021-2027 sind derzeit in Vorbereitung. Haben Sie einen besonderen Wunsch für die zukünftige deutsch-dänische Interreg-Zusammenarbeit?
Pernille Weiss: Ich wünsche mir, dass die geförderten Projekte viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, damit nicht nur die Menschen in der Region etwas davon haben. Es gibt so viele Dinge, die wir in Bezug darauf, wie man friedlich mit Nachbarn zusammenlebt, lernen können. Nicht nur in Dänemark, sondern in ganz Europa, wo es so viele Grenzen gibt. Viele von ihnen sind von Krieg und Unsicherheit geprägt. Die dänisch-deutsche Grenze ist für mich ein beispielhaftes Gegenteil. Ich hoffe daher, dass wir die dänisch-deutsche Zusammenarbeit florieren lassen, damit sie europaweit gehört werden kann.
Welche der dringenden Herausforderungen in Ihrer Region könnte die Interreg-Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach am meisten unterstützen?
Ich denke, es kann uns helfen, uns des gemeinsamen kulturellen Erbes bewusster zu werden. Obwohl wir Nachbarn sind und unsere Pässe unterschiedliche Farben haben, teilen wir so viele Dinge. Daher hoffe ich, dass wir uns der nationalen und regionalen Nuancen, die – obwohl wir in vielerlei Hinsicht eine große Familie sind – vorhanden sind, bewusst werden und lernen, damit umzugehen.
Interreg ist ein sehr vielfältiges Förderprogramm, welches Möglichkeiten für große und kleine Kooperationsprojekte zu verschiedenen Themen über Grenzen hinweg bietet. Was ist Ihrer Meinung nach der Vorteil dieser Vielfalt?
Der klare Vorteil ist, dass es viele – und viele verschiedene – Akteure zulässt. Es ist absolut entscheidend, dass sowohl für die großen als auch für die kleinen Projekte Platz ist. Die großen, die den übergeordneten Rahmen zeichnen, und dann die kleinen, lokalen, die von den Bürgern getragen werden. Auf diese Weise erhalten wir die Möglichkeit, der Bedeutung einer starken Zusammenarbeit wirklich nahe zu kommen.
Die COVID-19-Pandemie ist noch nicht vorbei, hat aber sicherlich unsere Art der Zusammenarbeit verändert. Glauben Sie, dass dies langfristige Auswirkungen auf die künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit haben wird? Wie kann Interreg Ihrer Meinung nach dazu beitragen, die Auswirkungen oder Folgen der globalen COVID-19-Pandemie zu bewältigen?
Ich hoffe, dass die COVID-19-Pandemie dazu beiträgt, die Schätze, die sich direkt hinter der Grenze verstecken, stärker in den Mittelpunkt zu rücken und sich ihrer bewusst zu werden. Wir müssen nicht um die Welt reisen, um aufregende Kulturen und Rohdiamanten zu finden. Sie sind auch gleich um die Ecke.
Schließlich fragten wir Pernille Weiss, welche Art von Europa ihrer Meinung nach die Interreg-Zusammenarbeit in Zukunft schaffen kann. Ihre Antwort ist kurz, präzise und bedeutsam: Ein noch enger zusammenhängender und sprudelnder Kontinent.