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Auf Abstand – und trotzdem zusammen

Seit Wochen sind viele von uns dazu gezwungen im Home-Office zu arbeiten. Denn es gilt: Abstand halten. Dabei geht es bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit doch gerade darum, sich näher zu kommen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen.

Die Corona-Pandemie stellt unserer Arbeit und die unserer Interreg-Projekte einige Stolpersteine in den Weg, welches bedauerlich ist, aber uns nicht davon abhält, uns der Situation anzupassen und gemeinsam das Beste daraus zu machen.

Ein Hoch auf digitale Lösungen

Videotreffen sind zwar nicht das Gleiche wie der persönliche Austausch, sie sind jedoch in der momentanen Lage eine tolle Möglichkeit, sich trotzt der räumlichen Trennung austauschen zu können und zusammen zu sein. Der regelmäßige Austausch mit Kollegen ist insbesondere wichtig, um den Zusammenhalt zu stärken und die Moral aufrechtzuhalten. Und darüber hinaus ist es einfach schön, seine Kollegen, die man sonst tagtäglich sieht, zumindest digital wiederzusehen.

Den Mitarbeitern in den vielen Interreg-Projekten geht es nicht anders. Viele ihrer regelmäßigen Projekttreffen, bei denen sie sich entweder in Deutschland oder Dänemark persönlich getroffen hätten, sowie geplante Workshops und andere Veranstaltungen sind abgesagt oder verschoben worden. Und dort, wo es möglich ist, werden sie in digitaler Form durchgeführt.

So hat sich beispielsweise unser HERACLES-Projekt dazu entschieden, einen Workshop zum Thema „Grenzenlose Empathie“ online durchzuführen.

Das Interreg-Sekretariat beim wöchentlichen Austausch

“Grenzenlose Empathie” – Corona macht erfinderisch

Seit Monaten stand der Workshop für den 31. März 2020 im Kalender. Es sollte der Abschluss einer Aufgabe im Masterstudiengang „Product Design“ an der Süddänischen Universität in Kolding sein, an dem 2×20 Studenten aus mindestens 14 Ländern mitgearbeitet haben.

Unter dem Titel ”Verletzliche Begegnungen” haben die Studenten zunächst mit Herzpatienten und später mit dem Personal der Herzabteilungen des dänischen Krankenhauses Lillebælt gearbeitet. Das Ergebnis: ein Brettspiel. Mit Spielbrett, verschiedenen Karten und der Notwendigkeit, Notizen zu machen und diese mit den Mitspielern zu teilen. Ein Spiel, das vier bis fünf Mitspieler an einen Tisch bringt und selbst die erfahrenste Pflegekraft berührt.

Bei dem geplanten Workshop sollte das Spiel auf Dänisch, Deutsch und (wegen der internationalen Studenten) auf Englisch gespielt werden – der Workshop sollte verschiedene Erkenntnisse bringen:  Wo ist es einsetzbar, in der Ausbildung, im Krankenhaus, im Bereich der Altenpflege? Stationär und/oder ambulant? Im Rahmen von bestimmten Kursen – oder als eine Art ”Auffrischung” in Sachen Empathie? Und nicht zuletzt: Wie soll es heißen?

Dieser Workshop durfte nicht einer geschlossenen deutsch-dänischen Grenze oder der Tatsache, dass viele von uns zu Hause arbeiten müssen, zum Opfer fallen!“ so Dr. Antje-Franziska Knauf, Projektkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am dänischen Center für Patientenkommunikation.

Unter Federführung der Süddänischen Universität designten die Studenten zusammen mit dem HERACLES Team kurzer Hand einen virtuellen Workshop, in dem das Brettspiel gespielt wurde. Wie in einem ”richtigen” Workshop fand ein lebhafter Wechsel zwischen Gruppenarbeit und Plenum statt. Die Technik funktionierte (fast) reibungslos und außer Antworten auf viele der ursprünglichen Fragen, ergab der Workshop Erkenntnisse, die auch übergeordnet für die internationale Zusammenarbeit relevant sein können.

„Ja, wir haben tatsächlich Antworten auf die meisten Fragen gefunden. Und die erfreuliche übergeordnete Antwort ist: Das Spiel kann so viel! Es kann im ambulanten und stationären Bereich eingesetzt werden, in der Ausbildung, sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil der Ausbildung, als Auffrischung bei Thematagen, Kommunikationsunterricht, im Coaching, in den verschiedensten Sozial- und Heilberufen…“, so Antje-Franziska Knauf.

Im (online) HERACLES Workshop drehte sich alles um Empathie, darum, sich in einen Patienten und seine Angehörigen hineinzuversetzen. Und sich vorzustellen, dass man selbst eine schwerwiegende Diagnose erhält.

„Selbst bei diesem emotionalen Thema war der virtuelle Workshop ein voller Erfolg. Von professioneller Distanz bis zur Achterbahn der Gefühle: die Progression der Emotionen, des Selbst-Berührt-Werdens, waren im virtuellen Test mit denen vergleichbar, die wir bei den Tests des Brettspiels mit dem Personal der Herzabteilungen erlebt hatten. Die Moderation des Workshops war teilweise virtuell sogar einfacher – da man die Gruppen ”einfach unterbrechen” konnte, statt sie ggf. mehrfach bitten zu müssen, ins Plenum zurück zu kehren.“ setzte Antje-Franziska Knauf fort.

Das Webinar zeigte, dass vieles ähnlich gut funktioniert, wie bei einem klassischen Workshop. Ein riesiger Unterschied zur Telefonkonferenz, die ohne Video durchgeführt wird. Ganz ersetzen kann diese Form der Zusammenarbeit die realen Treffen mit Kollegen und Interessierten jedoch sicherlich nicht: Die Körpersprache geht größtenteils verloren, Stimmungen können nicht in der gleichen Qualität wahrgenommen werden und das Bild auf dem Bildschirm ist leider doch ”nur” eindimensional.

Für HERACLES und nicht zuletzt für die Studenten, die ihr fantastisches Produkt in eine letzte Feedbackrunde geben konnten, bevor sie im Studium weiterziehen, war der virtuelle Workshop eine Erfahrung, die sicherlich viele Möglichkeiten birgt.
Doch ersetzen kann die virtuelle Welt den Kontakt zueinander nicht. Und schon gar nicht in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Erfahren Sie mehr unter www.heracles.care